Familienurlaub 06. bis 26.08.2023
Port Louis! Sonntag früh, zeitiges aufstehen ist angesagt, unser französischer Freund Yannik fährt mit mir nach Rennes um Birte dort am Flugplatz abzuholen. Chlothilde, die Tochter von Yannik und Nathalie war 2020 als Gastschülerin fünf Wochen bei uns in Kiel, wir haben uns mit ihren Eltern angefreundet uns besuchen uns nun bereits das vierte Mal. Ich freue mich natürlich das Yannik die insgesamt drei Stunden Fahrt auf sich nimmt, ist ja viel einfacher als mit dem Bus. Er macht das mit einem Augenzwinkern, weil er dadurch vom sonntäglichen Kirchgang befreit ist. Zum Ausgleich freut er sich auf einen Restaurantbesuch am kommenden Sonntag, wenn auch unsere Töchter da sind. Das Abholen klappt bestens. Zum Mittag sind wir um 12:30 zurück bei Nathalie. Es gibt Meeresfrüchte als Entrée, gebackenes bretonisches Hähnchen als Plate (Hauptgang) und als Dessert Käse, Kekse, Cafe, alles sehr lecker! Um 16:00 sind Birte und ich dann auf dem Boot und brauchen erst mal Ruhe. „Ankommen“ ist das Stichwort für Montag. Wir machen dennoch einen Ausflug zum gegenüber liegenden Lorient. Ich möchte mir das U-Boot Bunker Museum anschauen, Birte einen Bummel durch die Stadt machen. Das passt! Vor Ort stelle ich fest, dass das Museum ausgebucht ist. Nächster freier Termin: Mittwoch. Pech gehabt, da wollen wir bereits woanders sein…Es ist dennoch sehr interessant, hier ist nämlich der Stützpunkt von vier französischen und einem deutschen Vendée Globe, bzw. Ocean Race Team. Boris Herrmann ist zwar gerade nicht da, aber die anderen Boote sind schon einen Blick wert. Außerdem liegen hier ein paar richtig große Zwei- und Dreirumpfboote. Wir treffen uns später in der Stadt und gehen Galette essen, dazu frischer Cidre vom Fass. Ein gelungener Start in den Familienurlaub!
Belle Ile, Le Palais! Es ist Dienstag, ein perfekter Tag zum Segeln, wir legen um 15:30 ab um mit Süd setzendem Strom und 3 Bft. aus West die 25 Seemeilen mit Wind von der Seite zur Belle Ile zu segeln. „Belle Ile“ heißt „Schöne Insel“, eines der Sehnsuchtsziele der französischen Segler mit sagenhaftem Ruf und sehr beliebt. Allerdings erwartet uns um 19:00 in der Hafeneinfahrt der übliche Einweiser mit der Botschaft „Voll“. Wir finden glücklicherweise außerhalb vom Hafen noch eine Mooring, die wir bis nächsten Morgen um 10:00 nutzen dürfen, pumpen das Dinghy auf und fahren dann mit dem Außenborder an Land. Ein herrlicher Ausflug, belohnt mit einem super Essen im Restaurant. Noch ein Rundgang durch das quirlige Le Palais und um Mitternacht sind wir zurück an Bord. Nächsten Morgen verholen wir erstmal zu einer anderen Mooring und dann um 11:30 Einfahrt geht es in den inneren Hafen. Dieser Teil des Hafens ist nur bei Hochwasser zugänglich, weil der Bereich davor trocken fällt. Es ist recht eng und daher eine Herausforderung für das Hafenpersonal das zu organisieren. 1 Stunde Ausfahrt, dann 1,5 Stunden Einfahrt, dazwischen immer wieder schließen der Fußgängerbrücke über dem Tor. Am Tor steht der Hafenkapitän: wie viel Tiefgang? wie lange bleiben? Die Information geht per Funk an seine beiden Assistenten in Schlauchbooten, die dann entsprechend einen Platz zuweisen und beim Anlegen helfen. Fleetwood ist ja nicht so leicht zu manövrieren, aber wenn vorne ein Schlauchboot zum Drehen am Bug drückt geht das natürlich alles Super fix.
Wir genießen die Atmosphäre in diesem wirklich schönen Ort und organisieren uns für den nächsten Tag einen Leihwagen. Die Insel ist groß und um alles an einem Tag zu sehen geht das nicht anders….Für die Erkundung mit dem Fahrrad wären zwei Tage nötig, so lange können wir aber nicht bleiben, weil unsere Töchter nach Port Louis kommen. Der Leihwagen ist ein E-Auto und so verpesten wir wenigstens nicht die Umwelt. Überraschend ist für uns das Musikfest am Mittwochabend, das von Techno DJ bis zu life musizierenden Chanson Gruppen alles bietet was Spaß macht. Recht diszipliniert ist das dann um Mitternacht vorbei und so kommen wir auch zu unserem Schlaf. Hier ist richtig was los, fast hat man den Eindruck, dass die ganzen Studenten, die zum Arbeiten in den Ferien auf die Insel kommen, abends dann die Stadt mit Party-Leben füllen. Die Rundfahrt mit dem Leihwagen führt uns zu schönen Plätzen im Norden und Süden der Insel mit Gelegenheit zum Baden. Verdammt, ist das Wasser hier kalt. Schätze 16 Grad. Yannik erzählt mir später, das im Norden der Insel durch eine bestimmte Umströmung immer sehr kaltes Wasser ist, im Süden sei das aber anders. Na gut. Die Strände sind unglaublich schön, für ein zweites Bad reicht die Zeit nicht. Um 17:55 geben wir den Leihwagen zurück. Und am nächsten Tag geht es zurück nach:
Port Louis! Abfahrt Freitag früh, was für ein Nebel und dann noch der Nieselregen dazu…nicht schön, aber es nutzt nichts, wir müssen zurück nach Port Louis. Unsere Töchter sind im Anmarsch und wir wollen gerne vorher einen Tag zum Aufklaren haben. Soll schließlich gemütlich sein, wenn die beiden kommen. Außerdem lockt der Wochenmarkt am Samstag. Die Fahrt wird anspruchsvoll, Wind ist keiner, aber der Nebel. Jetzt kommt das im Vorjahr gebraucht erstandene und montierte Radar zum Einsatz. Was für eine großartige Hilfe, ist zwar nicht neuester Stand der Technik, aber dafür den neuen Geräten im Nahbereich überlegen. Und das ist ja was interessiert, wenn ich ein anderes Fahrzeug in 1,5 Seemeilen Abstand sicher orten kann und dann sehe wie es fährt, ist es für mich perfekt. Wir kommen gut an!
Sonntagmorgen dann kommt wieder Yannik zum Einsatz, der schnell mal mit dem Auto nach Lorient zur Flix Bus Haltestelle fährt. Wir sind allerdings so rechtzeitig zurück, dass es dies mal nicht für den Ausfall des Kirchgangs reicht… abends treffen wir uns alle im Restaurant „La Grande Plage“, („am großen Strand“) und es wird Französisch gut gegessen. Der nächste Tag dient jetzt unseren Töchtern zum „Ankommen“ auf dem Boot und der gemeinsamen Törnplanung.
Les Glenans! Die Törnplanung führt uns zur Inselgruppe der Glenans, bei gutem Wetter ein Paradies mit weißem Sand und kristallklarem türkisen Wasser, bei schlechtem Wetter nicht empfehlenswert. Nun, wir haben gutes Wetter. Einen Hafen gibt es hier nicht, wohl aber zwei Mooringfelder an der Hauptinsel und viele Ankerplätze. Nach einer Weile suchen fährt zufälligerweise einer weg, wir haben Glück und sind schnell genug dran an der Mooring. Mit dem Dinghy geht es an Land und wir bekommen auch noch ein Bier im Pub. Auf der zweitgrößten Insel ist Frankreichs größte Segelschule und überall sind Trainingsgruppen. Der nächste Tag ist Badetag, bevor wir abends mit dem Strom in die richtige Richtung noch schnell nach Loctudy weiterfahren.
Loctudy, so eine Art Travemünde, liegt in einer Flussmündung und zum schönen Strand fährt man mit dem Bootsshuttle. Es ist wieder ein schöner Ort, mein Bretagne erfahrener Freund Hubert kommentiert per WhatsApp unseren Törnfortgang: „Das sind ja ein ganz exquisite Häfen…à la bonheur“. Wir genießen einen schönen Tag am Strand. Leihfahrräder gibt es danach kostenlos beim Hafenkapitän und wir kaufen im Supermarkt noch schön ein. Macht ja auch Spaß! Weiter geht es wieder Abend, mit dem passenden Strom nach:
Camaret sur Mer! Wir kommen morgens um 07:00 an und liegen im alten Hafen im Ort erst mal bei einem finnischen Boot längsseits. Später verlegen wir im Hinblick auf den drohenden Starkwind am Nachmittag an ein größeres Boot, aber auch längsseits. Einen eigenen Platz gäbe es im neuen Hafen, sagt der Hafenkapitän, aber das ist mir zu windig und uns zu weit in den Ort. Camaret sur Mer begeistert durch einen sensationellen Strand und wunderbare Wanderwege durch eine grandiose Heidelandschaft mit unglaublichen Ausblicken auf die darunter liegende Steilküste. Außerdem reiht sich ein Lokal im Hafen an das andere. Abends gibt es wieder Musik. Ein DJ spielt seine eigenen TechnoKlänge life. Ich mag die Musik nicht besonderes, was der Mittdreißiger aber mit seinen Computern, Mischpulten, Loop-Maschinen, Gitarre und Gesang hier life abliefert beeindruckt mich sehr. Bei Google würde der DJ von mir fünf Sterne bekommen! Wir tanzen ordentlich mit! Der nächste Tag bringt uns wieder unter Motor „um die Ecke herum“ nach
Roscoff! Hier waren wir bereits auf der Hinfahrt, hatten uns aber keine Zeit für den Ort genommen. Das passiert dieses Mal. Es ist der letzte Tag der Ferien-Saison und wir nutzen den heute noch fahrenden kostenlosen Roscoff-Bus der zwischen Hafen, Ort, Campingplätzen und Supermarkt immer in die Runde fährt. Der Ort ist beeindruckend schön, hier hat der zweite Weltkrieg scheinbar nicht so fürchterliche Spuren hinterlassen. Wir bekommen einen guten Platz in einem Restaurant am Hafen und freuen uns, dass es hier drinnen schön warm ist. Obwohl der August gerade halb um ist, sind die Temperaturen und auch das Wetter alles andere als hochsommerlich. Das Essen ist lecker, aber der Eindruck wird etwas getrübt als Elisa in ihrem Salat eine süße krabbelnde 1,5 cm große Raupe entdeckt. Der Salat wird zwar sofort getauscht, aber einen entschuldigenden Ausgleich, z.B. ein kostenloses Eis zum Nachtisch, gibt es nicht. Naja, steht ja an der Tür, alle Zutaten sind „Bio“…. Weiter geht es nach
Saint Malo! Wieder Flaute, wieder ein langer Tag unter Motor. Inzwischen habe ich aber die Routenberechnung so gut raus, das der Strom uns schön mithilft. Wir kommen um 22:40 zeitlich zum perfekt zum Hochwasser in Saint Malo an, ist zwar schon dunkel und die Einfahrt ist mit den vielen Lichtern auf den zahllosen Felsen richtig spannend, aber wir finden einen super Liegeplatz und feiern bis nach Mitternacht unsere Ankunft. Der absolute Höhepunkt der Überfahrt ist die Begegnung mit einer riesigen Delphingruppe, die gemeinsam mit Vögeln und Thunfischen offensichtlich einen „Festmahlfischschwarm“ zum fressen gefunden haben. Die Delphine kommen natürlich zu uns und begleiten uns einen Moment, wir drehen dennoch um und schleichen uns Motorlos an den Futterbereich ran. Hier springen sogar vereinzelt Thunfische aus dem Wasser. Ein unvergessliches Ereignis zum baldigen Ende des Familientörns. Der Höhepunkt in Saint Malo ist aber das Treffen mit der zweiten mit uns befreundeten französischen Familie. Sylvie und Stephan sind schon seit Wochen in Kontakt mit uns und verfolgen unsere Reise mit großem Interesse. Ihre Tochter Lili war als Austauschschülerin drei Monate bei uns in Kiel, unsere Tochter Elisa war drei Monate hier und war während der Zeit mit in Lili´s Klasse im Internat in Rennes. Auch Lili´s Eltern haben uns bereits in Kiel besucht! Ein sehr schönes Wiedersehen, was wir bei einem traditionellen Galette Essen im Restaurant um die Ecke ordentlich feiern. Wir liegen im Yachthafen Les Bas Sablons und in der nächsten Bucht nur fünf Minuten entfernt, sind ein paar richtig gute, preiswerte französische Restaurants, abseits der touristenströme von Saint Malo! Überhaupt ist dieser Vorort Saint-Servan sehenswert. Eine gute Wahl, zumal wir bei unserem letzten Besuch in einer Ferienwohnung direkt in Saint Malo gewohnt hatten und dort bereits alles gesehen hatten. Hier ist auch nur 5 Minuten entfernt das 39-45-Mahnmahl; eine Bunkeranlage, die die Deutschen während der Besatzungszeit in der alten Festung gebaut haben. Besichtigung ist geführt möglich und ich habe Glück, nur fünf Minuten warten und es geht los. Was für ein Wahnsinn, was hier unzerstörbar für alle Zukunft in bis zu 14 Metern Tiefe in die Erde gebaut wurde….gut das es doch noch anders gekommen ist! Am nächsten Tag treffen wir Petra, Diethard und Sohn Max die in Saint Malo Urlaub in einer Ferienwohnung machen. Diethard wird mit nach Kiel zurücksegeln, Birte und Elisa per Auto mit zurück fahren. Lea wird mit dem Bus nach Spanien fahren. Vorher wird aber noch mein Geburtstag mit allen zusammen gefeiert. Es gibt „Le Point Zero“ mit der Bar Éphémère, einen Biergarten mit Life Musik und kleiner Gastronomie: Bier, Wein, Aperol, Moules et Frites und einiges selbst mitgebrachtes schmecken bestens. Den Ausklang gibt es dann mit Gin-Tonic an Bord. Die Franzosen schenken mir ein Buch über die Bucht von Saint Malo, traumhafte Bilder, auch hier möchte ich nochmal hin! Leider ist dies Mal nicht genug Zeit, morgen beginnt die Rückreise mit einem Abstecher auf die Kanalinsel Jersey und unser dritter Mann wartet am Dienstag in Cherbourg auf uns. Wir wollen noch nach England segeln. Davon dann im nächsten Bericht von Bord.
Ein bisschen Statistik :
297 sm an 7 Seetagen, 45 Std. Motor (abzgl. Hafenmannöver) entsprechend ca. 200 sm unter Motor überwiegend Flaute. Wieder mal ein paar kleinere Probleme mit der Elektrik, diesmal 12 Volt, und wieder die Kontrolleuchten der Schalter, ist alles jetzt 27 Jahre alt. Davon aber im separaten Technikreport Sehr positiv: der in 2017 General überholte und 2022 noch mal in der Werkstatt gewartete Motor läuft rund und problemlos.
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